die unvoll Zum STück


„Die Unvollendete“ sind Variationen einer heutigen Sicht auf die DDR-Schriftstellerin Brigitte Reimann, eine künstlerische Annäherung an die Autorin und Frau. 
Ein Entwurf – innerer Monolog, kurz vor ihrem Tod. 
Gespräche mit einem imaginären Liebhaber. Ben, die literarische Figur aus ihrem unvollendeten Roman „Franziska Linkerhand“, bei der Reimann eigentlich angelehnt an eine große gescheiterte Liebe, steht hier für ewige Sehnsucht, steht für alle Männer in ihrem Leben und für einen Teil ihres Selbst. Ein Stück über ihre Zweifel und Verzweiflung an „der Sache“, Stasi und Selbstmordgedanken und das Ringen bis zu letzt um die Fertigstellung ihres großen Romans. Ein Stück auch über eine visionäre Frau und einer künstlerischen Kraft, die sich in jeder Form von Einengung ihren Weg sucht.



Auszug aus: Die Unvollendete von Inés Burdow

Ich gehöre euch nicht und doch seid ihr meine Väter.
Ich liebe euch, aber ihr seid meine Brüder.
Wie soll ich die Eiszeit überstehen, den ewigen Winter ohne Fell? Ohne Lager?   Ohne Bettstatt? Ohne Körper, den meinen warm zu reiben?
Wie den Geist der Freiheit des Denkens berauben?
Einsperren, mit Hofgang, drei mal drei Meter. Doch es denkt mich weiter. 
Tut Kleingeist weh?
Aber Sehnsucht! Sehnsucht tut weh.
Die Sehnsucht zerreißt dir die Eingeweide.
Zerreißt dich, trägt dich fort und am Ende fort aus deinem Schmerz. Löst dich auf. 
Dein Herz bleibt zurück als federleichter Stein.
Deine Ideale wispern als Windhauch in den Zweigen und fallen im Frühjahr als Kirschblüten herab. Und Ben, kein Abschied – wir trennen uns nicht. Du bist der Fährmann, der mich ans Ufer bringt. Jetzt fahr’n wir über’n See...